Montag, 4. August 2008

Europeade 2008 - CH-Martigny

Nicht nur die Sonne strahlte, sondern auch die Gesichter der Volkstänzer

Gruppenbild-Martigny
Zur 45. Europeade der Volkstanzgruppen lud dieses Jahr Martigny in dem französischen Teil der Schweiz ein. Die Volkstanzgruppe Gemünden folgte dieser Einladung sehr gerne, da auch viele Gruppen nicht teilnehmen durften, und nahm vom 23. bis 27. Juli 2008 zum 5. Mal an der Europeade teil, deren Teilnehmer alle dieselbe Leidenschaft pflegen: Traditionelles zu bewahren, und über die Grenzen hinaus zu tragen.
Vergangenen Mittwoch, in aller Frühe, trafen sich die Teilnehmer der Volkstanzgruppe Gemünden, um die Reise nach Martigny im schönen Wallis anzutreten. Mit dem Europeade Song auf den Lippen und neugierig auf das zu Erwartende fuhr man in fröhlicher Stimmung dem Austragungsort entgegen.

Martigny ist nach 1981 und 1997 im Jahre 2008 nun bereits zum 3. Mal Gastgeber der Europeade. Die Stadt hat 13 000 Einwohner und liegt an der Rhone. Es waren schon gewaltige Anstrengungen nötig, um die 5400 Teilnehmer unterzubringen – 900 mehr als im letzten Jahr in Dänemark – und trotzdem haben ca. 2000 Personen eine Absage bekommen. So wurden die Teilnehmer auf 22 Städte und Gemeinden verteilt und in Schulen und Sporthallen untergebracht. Als Logistikzentrum diente das Ausstellungs- und Kongresszentrum CERM. Dort angekommen fühlte man schon die Freude auf die folgenden Tage. Man begrüßte sich neugierig und kramte alle Sprachkenntnisse aus, um sich zu verständigen. Die Gemündener waren in einer Turnhalle sehr zentral in Martigny untergebracht. So wurde schnell alles verräumt, um dann sofort auf Erkundungstour gegangen.

Da Martigny Verbindungsstraßen zum Großen Sankt Bernhard Pass und zum Mont Blanc Massiv hat, nutzte die Volkstanzgruppe Gemünden den nächsten freien Tag für einen Ausflug nach Chamonix/Frankreich. Allerdings entschied man sich für die Schiene und bestieg den Mont-Blanc Express, um so langsam von einem Bilderbuch-Panorama begleitet mit der Zahnradbahn dem 1035 m hoch gelegenen Chamonix entgegenzuklettern um von dort dann einen tollen Blick auf den Mont Blanc zu haben. Zufrieden, die beeindruckenden Landschaften des Mont Blanc Massives im Kopf, kehrte die Gruppe am späten Nachmittag zurück, um sich für das Ereignis des Tages, der Eröffnungsfeier der 45. Europeade für Europäische Volkskunst vorzubereiten. Als Veranstaltungsort diente das römische Amphitheater von Martigny. Archäologische Ausgrabungen brachten zahlreiche gallorömische Denkmäler an den Tag, die heute eine beeindruckende Kulisse für Veranstaltungen bieten. Die beeindruckende Kulisse des Theaters gab der Eröffnungsfeier einen würdigen Rahmen. Von einer nicht enden wollenden La-Ola-Welle der Zuschauer eingestimmt, eröffnete die Moderatorin Madame La Blanche das offizielle Programm. Die Europeade-Fahne wurde gehisst und Olivier Dumas, 1. Bürgermeister von Martigny, hielt seine Eröffnungsrede, in der er davon sprach, wie sich das Stadtbild durch die Lebensfreude der Teilnehmer und die Schönheit der verschiedenen Trachten verändert und somit der Stadt ein paar glückliche Tage schenken, die sich tief im Herzen einprägen. So findet in seiner Stadt ein Annähern unterschiedlichster Kulturen statt, denen Martigny offen gegenübersteht und damit seine politische Integration entfaltet: er ruft zu Toleranz und Respekt gegenüber anderen Kulturen auf. Als nächster sprach Pascal Couchepin, Bundespräsident der Schweiz. Er hebt hervor, dass nicht nur ein politisches, sondern auch ein kulturelles Europa entstehen soll. Wie durch Tanz und Musik die unterschiedlichsten Länder miteinander vereint werden. Und er lobt den Einsatz der Bewohner von Martigny, die durch ihre offene Einstellung dieses Fest möglich machten.

Anschließend ergreift Bruno Peeters, Präsident des Europeade, das Wort. Er lobt den Präsidenten der sich als Freund der Europeade zeigt und bedankt sich für die Gastfreundschaft. Er strebt ein Europa der Menschlichkeit und Herzlichkeit an. „Wir wollen uns jeden Tag in Freundschaft und mit Begeisterung treffen.“
Madame La Blanche hebt die Bedeutung der Kinder- und Jugendgruppen hervor und lobt ihr Engagement. Eine gemischte Kindergruppe stellt die Europeadeuhr dar und findet großen Applaus. Das Programm wird von Auftritten verschiedener Volkstanzgruppen geziert. Die Stimmung ist gut und immer wieder hört man den Europeade Song. Und dann wird es still und das Komitee ruft zu einer Gedenkfeier für die Verstorbenen auf, die sich für die Erhaltung der Volkstanzgruppen und der Europeade verdient gemacht haben. Auch der Volkstanzgruppe Gemünden wird es bange um das Herz, denn auch sie haben einen großen Verlust zu beklagen. Drei Abgeordnete – Andreas Fella, 1. Vorstand – Tanja Ebert, 2. Vorstand und Hildegard Pfab, Trainerin der Kinder- und Jugendgruppe legten im Rahmen der Gedenkfeier drei weiße Lilien für den langjährigen Trainer Roland Sommerer nieder der im März dieses Jahres verstarb. Viele Erinnerungen wurden geweckt. Man weiß, dass es im Sinne des Verstorbenen ist, die Volkstanzgruppe Gemünden zu erhalten und die Tradition unseren Nachkommen zu überliefern. Das Programm wurde fortgesetzt. Insgesamt 58 Volkstanzgruppen traten auf. Musikalisch untermalt wurde das Programm von der Folkloregruppe Oberbauerschaft, der Banda Musicale G. Verdi di Sfaranda (Sizilien), der Banda de Gaitas San Martino de Quiroga (Spanien) und dem Alpenchor von Martigny. Alles in allem eine gelungene Veranstaltung. Der Gedanke der Europeade lebt. Und die Teilnehmer verteilten sich anschließend bis spät in die Nacht in ganz Martigny, um ihre Gedanken auszutauschen, zu tanzen und zu lachen.

Der folgende Tag, wie auch schon der Tag zuvor, war von Auftritten der Volkstanzgruppen verteilt über die ganze Stadt bestimmt. Auch die Volkstanzgruppe Gemünden hatte ihre Auftritte, und so machte sie sich bereit, um mit der Europa-, Franken- und Deutschlandfahne bewappnet für ihr Land zu repräsentieren. Natürlich war „Ole“ das Maskottchen des Jahres 2007 auch dabei, begleitet von dem kleinen Bernhardiner Plüschhund „Valais“, dem Gastgeschenk von Martigny, der das Schild der Volkstanzgruppe Gemünden schmückte und so bei den Passanten immer wieder Ausrufe des Entzückens auslöste. Die Tanzeinlagen von strahlendem Sonnenschein umrahmt, kamen beim Publikum gut an. Immer wieder gingen Passanten auf die Gruppe zu um sich miteinander auszutauschen, um das eine oder andere Neue einer fremden Kultur zu entdecken. Auch viele Sympathisanten reisen der Europeade hinterher, weil ihnen dieses Fest der Nationen ohne Vorurteile vieles gibt.
Am späten Nachmittag fand dann der Auftritt der Jugendgruppen statt, zwar von der Moderatorin schon angekündigt, begrüßte die Flötistin der Gemündener, Theresa Fella, das Publikum auf französisch, erklärte ihnen die geografische Lage von Gemünden und lud sie zu den Tänzen ein, was beim Publikum mit tosendem Applaus und großer Anerkennung gewürdigt wurde. Unsere Jugend war die einzige Gruppe, die sich auf diese Art und Weise präsentierte, und man schenkte ihnen viel Aufmerksamkeit.
Abends folge der Europäische Chor- und Musikabend. Dort wurden gewaltige Stimmpotentiale frei, schrille Laute oder tiefes Raunen wechselten sich im Programm ab und gingen so manchem unter die Haut. Draußen in der Stadt lief das Parallelprogramm, dessen Repertoire von einer Big Band über eine Slowenische Rockgruppe bis hin zu Heavy Metall führt, was natürlich für die Jugend eine Alternative bot. Wobei man erwähnen muss, dass auch Jugendliche in ihrer Tracht dem ganzem Spektakel beiwohnten und sich so das alte mit dem Neuen vermischte. Auch die spontanen Aktivitäten der einzelnen Tanzgruppen waren Highlights. So eine junge Gruppe von Siebenbürgern, die in München lebt und mit den fetzigen Rhythmen eines Akkordeons dazu beitrug den Straßenverkehr lahm zu legen. Nachdem einige Gemündener interessiert das Spektakel beobachteten, wurden dies herzlichst in die Siebenbürgische Gruppe integriert und der Musiker wechselte zu Liedern, die dann von beiden Gruppen mitten auf einer Kreuzung getanzt wurden. Obwohl mittlerweile schon tiefe Nacht herrschte, war von Müdigkeit nichts zu spüren.

Der Samstagvormittag wurde genutzt, um die nahe gelegene „Schlucht von Trient“ zu besuchen. Ein eindrucksvolles Zeugnis der Erosionskräfte, die im Laufe der Zeit einen Einschnitt von mehreren hundert Metern bildeten und an dessen Grund ein Gletscherbach dahin tost. Ein Teil der Gruppe besuchte noch die zwei darüber gelegenen Gueuroz Brücken, die zu den höchsten Brücken Europas zählen, während der andere Teil der Gruppe sich für den am Nachmittag stattfindenden Umzug aller Europäischen Volksgemeinschaften einstimmte.

Am Vormittag hatte auch der offizielle Empfang der Gruppendelegierten und der internationalen Presse durch den Präsidenten und Behörden der Stadt Martigny stattgefunden. Geschenke wurde ausgetauscht und ein neues Mitglied in Form des Plüsch-Bernhardiners, genannt „Börnie“, wurde in die Volkstanzgruppe Gemünden aufgenommen. Demnächst stehen also wieder zwei Taufen an. Dann hieß es Aufstellung nehmen für den Umzug. Die Gemündener liefen als 57. von insgesamt 202 Gruppen. Menschen mit strahlenden Gesichtern säumten den Straßenrand und bestaunten die vielen unterschiedlichen Trachten, untermalt von den Klängen der jeweiligen Musikgruppen. Ein besonders Lob zollte der Sprecher des offiziellen Komitees den Gemündenern, als sie an deren Tribüne vorbeimarschierten. Er lobte ihre freundliche Darbietung und brachte zum Ausdruck, dass er sich auf ein Wiedersehen bei der nächsten Europeade freue. Man war glücklich und wurde nicht müde den Leuten am Straßenrand zuzuwinken und ihnen ein Lächeln zu schenken.

Abends wurde zum Europeade-Ball eingeladen, der durch Auftritte der Europeade-Orchester gestaltet wurde. Alternativ dazu lief wieder ein Programm auf den Plätzen der Stadt. So konnte sich jeder, je nach Musikgeschmack, entscheiden, wie und wo er den Abend verbringen will. Spät in der Nacht traf man dann wieder zusammen, um sich über das Erlebte auszutauschen.

Sonntag früh fand ein ökumenischer Gottesdienst mit den Chören und Musikgruppen in der Kirche Saint-Michel au Bourg statt. Man konnte den Vormittag noch nutzen, um einige Sehenswürdigkeiten der Stadt zu besichtigen: das Bernhardiner Museum, die Fondation Pierre Gianadda, die unter Anderem Überreste eines gallorömischen Tempels sowie eine Oldtimer Ausstellung zeigt, die Louis Moret Stiftung (Ausstellung zeitgenössischer Kunst) oder hinauf zum Schloss „La Bâtiaz“ steigen, um von dort aus einen herrlichen Blick auf die Stadt Martigny und das Rhonetal zu haben.

Dann wurde es Ernst. Aufstellung zur Schlussveranstaltung, die im Amphitheater stattfand. Die Gemündener hatten als dritte Gruppe zusammen mit den Alt-Bayreuthern ihren Auftritt. Die Regie gab Anweisungen zum Ablauf des Programms, welches in voller Länge im Schweizer Fernsehen übertragen wurde. Und dann war es soweit: Einmarsch in das Amphitheater unter dem Beifall des Publikums und vollbesetzten Rängen (5000). Die Musikgruppe der Volkstanzgruppe Gemünden spielte auf und die Gruppe präsentierte ihre Tänze.

Tanz-Schlussfeier

Es schloss sich ein Programm an, in dem etwa 100 Gruppen aus allen Ländern Europas unter strahlendem Himmel und eingerahmt von der atemberaubenden Kulisse der Schweizer Berge ihr Bestes gaben. Zum Ende wurde Die Europeade-Fahne eingeholt und an die Bürgermeisterin von Klaipeda/Litauen überreicht. Dort findet im Jahr 2009 die nächste Europeade statt. Nach diesem letzten offiziellen Akt, stürmten alle Teilnehmer in die Arena um eine tanzende Menschenkette zu bilden und so Hand in Hand ein Band von Mensch zu Mensch, von Volk zu Volks zu bilden. Jedes Kulturgut und ist es noch so klein, erhöht den Reichtum unseres volkskulturellen Besitzes und fördert die Verbundenheit. Danke an die Volkstanzgruppe Gemünden, dass sie dazu beigetragen hat.

Bericht von Barbara Madre

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